Interview mit Akira Toriyama aus dem »30th Anniversary Chōshishū«
Beitrag von Matt @matt@mtyp.in
Seit dem 21. Januar 2016 ist das 30th Anniversary Dragon Ball: Super History Book (超史集; Chōshishū) in Japan erhältlich. Dieses Buch wird nicht nur mit Worten von Akira Toriyama eröffnet, sondern enthält auch ein ausführliches Interview mit dem Autor des originalen Dragon Ball-Mangas:
Zu Dragon Balls 30. Jubiläum wollten wir Toriyama-sensei wieder einmal zu der Serie befragen. Zuerst wollen wir mehr über die Eckpfeiler jeder Serie - die Charaktere - erfahren: Hatten Sie irgendein Regelwerk für die Erstellung von Hauptcharakteren?1 Arale Norimaki, die Hauptcharakterin von Akira Toriyamas Manga-Serie Dr. Slump, die vor Dragon Ball von 1980-1984 in der Weekly Shōnen Jump erschien und Toriyama den Durchbruch als Mangaka bescherte.
Ich zeichne immer starke Protagonisten. Es ist nicht nur Goku; alle sind so. Ich denke, dass es einfach ist übermenschlich starke Typen zu zeichnen, und Spaß macht es auch. Wenn man zu einigermaßen gewöhnlichem, alltäglichen Kram einen Typ mit außergewöhnlicher Stärke hinzufügt, wird dieser zum Zentrum der Aufmerksamkeit, nicht wahr? Ich denke auch, dass ich es mag, wenn sich ein dummer, alberner Typ als wahnsinnig stark herausstellt. Wie in Kung-Fu-Filmen bei denen sich der dürre alte Mann als Kampfkunst-Meister herausstellt. Ich liebe solchen Kram.
Goku und Arales1 Aussehen lässt einen kaum erahnen, wozu die beiden fähig sind.
Ja. Ich ziehe es vor, mich fast vollständig auf die Story zu konzentrieren, also gab ich ihnen schlichte Designs, aber darüber hinaus basiert es auf der Idee, dass es interessanter wäre, die schwach aussehenden, einfachen Leute stark zu machen. Goku begann als gewöhnlicher Affe. Dann dachte ich mehr über ihn nach und machte ihn zum Menschen, aber Torishima-san2 sagte, dass er etwas bräuchte, das ihn hervorhebt, also gab ich ihm einen Schwanz... aber der machte dann immer wieder Probleme. (lacht)
Störte der Schwanz beim Kämpfen?
Nein, ich denke nur immer darüber nach, wie Dinge funktionieren sollen, also war es wirklich schwer herauszufinden, wie er sich seine Hose anzieht oder ähnliches. Das hat mich immer am meisten gestört. Gibt es dort ein Loch in seiner Hose? Deswegen wollte ich das verdammte Ding loswerden... was mir am Ende auch gelang. (lacht)
Ich verstehe. Danach wurde Goku erwachsen...
Diesbezüglich wurde mir damals viel Widerstand entgegengebracht. Tatsächlich war das Verändern des Aussehens des Hauptcharakters in einem Shōnen-Manga ein großes Tabu, aber das war mir egal. Das Größenverhältnis von seinem Kopf zu seinem Körper machte Kämpfen schwierig, also sagte ich, dass, wenn sich die Serie mehr auf Kämpfe konzentrieren soll, ich ihn auch zu einem Erwachsenen machen muss. Das schockierte sie sehr: "Die Serie ist endlich beliebt, und jetzt wollen Sie alles ändern!" Solche Reaktionen bekam ich.
Wie überzeugten Sie alle in der Redaktion?
"Überzeugen" ist wahrscheinlich nicht das richtige Wort. Ich zeichnete zuerst eine Skizze des erwachsenen Goku und schickte sie für Feedback an die Redaktion. Dann begann ich aber den Rohentwurf zu zeichnen, und zwar noch bevor ich eine Rückmeldung von ihnen zurückbekam. (lacht) Zu dem Zeitpunkt an dem ich den Rohentwurf an die Redaktion schickte war keine Zeit für große Änderungen übrig, also hieß es "wenn Sie das so sehr wollen, dann ist es in Ordnung..."
Danach veränderte sich Goku noch weiter und wurde ein Super Saiyajin. Wie kamen Sie auf dieses Design?
Ich gab ihm blondes Haar, damit mein Assistent entlastet wird. Er verbrachte sehr viel Zeit damit Gokus Haar zu schwärzen, und ich musste darüber radieren. Das war richtig nervig... (lacht)
Auch seine Augen veränderten ihre Form.
Mit dem üblichen Design seiner Augen war es schwer ihn seitlich in eine Richtung blicken zu lassen. Es war schwer, genau zu erkennen, wohin er blickte, also wollte ich ihm Augen geben, die das eindeutiger machten. Seine Augen direkt nach seiner ersten Transformation mit denen er Freeza anblickt... Ich ließ diese auf Bruce Lee basieren. Dieser Blick mit dem er einen direkt ansieht lässt einen erstarren! Das wollte ich in der Freeza-Saga machen... Nachdem Goku diesen Blick aufgesetzt hatte, war die Saga für mich beendet. Ich dachte: "Sie müssen jetzt auch noch kämpfen? Wie nervig!" Mein Ziel war es, bis zu diesem Blick zu kommen. Als die Zeit kam ihn tatsächlich zu zeichnen, war das Ergebnis ein wenig anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte immer noch, dass Bruce Lee viel cooler aussah. (lacht)
Haben Sie irgendwelche Regeln für das Erstellen von Charakteren?
Ich denke, dass ich ein paar spezielle Regeln befolge, aber nur unbewusst. Zum Beispiel achte ich beim Zeichnen von Bösewichten darauf, sie nicht so hinterhältig und fies zu machen, dass sie beim Leser einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen. Nicht, weil ich mich besonders um die Leser sorge, sondern weil ich es persönlich hasse so etwas zu zeichnen. Na ja, Freeza war ziemlich hinterhältig, aber im Allgemeinen zeichne ich keine Sachen, die so unangenehm sind, dass sie einen psychologisch belasten. Ich habe auch sehr darauf geachtet, wie Freeza spricht. Immerhin spricht so ziemlich jeder Bösewichte unhöflich. Ich dachte, dass der Kontrast zwischen seiner höflichen Ausdrucksweise und seiner Grausamkeit und Stärke wirklich beunruhigend wirkte.
Was das Aussehen betrifft, heißt es von den Dragon Ball-Charakteren häufig, dass sie nur auf Grund ihrer Umrisse sehr einfach zu unterscheiden sind.
Ich denke, dass ich das von Natur aus gemacht habe, weil ich sehr häufig weite Panels einsetze, und es dadurch einfach wird zu erkennen, wo und wie sie kämpfen. Wenn die Charaktere klein gezeichnet werden, ist es nicht gut, wenn man nicht erkennen kann, wer von ihnen wer ist, also ist es am besten, jedem von ihnen eine Art von unterscheidendem Merkmal zu geben.
Womit fangen Sie an, wenn sie Designs erstellen?
Meine Methode für das Zeichnen von Charakteren beginnt im Grunde mit ihrer Persönlichkeit, als nächstes lege ich das Gesicht fest... dann, wenn das Gesicht fertig ist, kann ich mir ihre Kleidung ausdenken. Ich versuche mich nicht von vornherein auf ein bestimmtes Design-Konzept festzulegen, da das den ganzen Spaß daran verdirbt. Ich denke es hängt am Ende nur davon ab, was mich zu dem Zeitpunkt beeinflusst. Beim Kreieren von neuen Charakteren versuche ich derartige zu nehmen, die ich zuvor noch nicht häufig gezeichnet habe. Wie bei dem Ginyu-Sonderkommando: Meine Kinder waren zu dieser Zeit noch klein und liebten Sentai-Helden, also dachte ich: "Hey, die sind interessant." Es war sehr einfach, da ihre Uniformen natürlich nach demselben Muster wie die der übrigen Freeza-Armee sein würden. Sie unterschieden sich kaum von denen, die die zahlreichen Nebencharaktere trugen. Also musste ich nur fünf Typen zusammenstellen und sie als "Sonderkommando" bezeichnen. (lacht)
Wie war es bei Freeza?
Ich erinnere mich dunkel daran, dass er auf einer Königin oder Ähnlichem aus einem Kinofilm basiert.
Von Cell sagten Sie bereits, dass Sie seine zweite Form mögen.3Diese war die ausdrucksstärkste, da er bei ihr einen Mund hatte. Wohingegen seine erste nicht... na ja, ich denke eigentlich hatte sie schon einen, aber sie war schwer umzusetzen und ich dachte nicht, dass er in ihr sehr cool aussah.Ich hatte das auch nicht geplant. (lacht) Ich dachte: "Das ist ziemlich viel. Ich hätte ihn besser nur 'zweimal' sagen lassen sollen." (lacht)
Stellten Ihre Redakteure jemals Forderungen an die Character-Designs?
Ich weiß nicht, ob man das eine "Forderung" nennen kann, aber... Ich denke, als die künstlichen Menschen Nr. 19 und Nr. 20 auftauchten, kontaktierte mich Torishima-san. Er sagte so etwas wie: "Hey, das sind nur ein Fettsack und irgendein alter Mann!" Also erdachte ich mir Nr. 17 und Nr. 18, aber er sagte "Jetzt sind sie nur ein paar Kinder." ... Ich konnte es ihm nicht recht machen. (lacht) Also dachte ich mir als nächstes Cell aus, aber Kondō-san verlangte von mir, sein Aussehen cooler zu machen... Kondō-san mag schick und cool aussehenden Kram wirklich sehr.4
Ab der Hälfte [der Serie] wurde es zur Routine, dass sich die Gegner verwandelten.
Es fing alles mit Freeza an. Ich hatte zu Beginn natürlich keinerlei Pläne ihn zu verwandelnd, aber mittendrin fand ich die Vorstellung cool, es wie einen Bluff aussehen zu lassen, und ihn dann tatsächlich zu transformieren. Wahrscheinlich dachte ich zu diesem Zeitpunkt auch daran, ihm für das Ende ein glattes Design zu geben. Ich habe die Angewohnheit Charakteren mit der Zeit immer komplexer und schwerer aussehende Formen zu geben, und sie dann sehr glatt zu machen. Immerhin ist es fürchterlich sie zu zeichnen nachdem sie so komplex geworden sind. (lacht) Komplexe Typen sind furchtbar, wenn du sie wochenlang zeichnen musst... Cell war haufenweise Arbeit, mit seinen verdammten Punkten. (lacht)
Es war wirklich schockierend, als Freeza enthüllte, dass er sich dreimal verwandeln könnte.
Also deswegen verwandelt sich Freezas dritte Form, die komplexeste von allen, so schnell wieder...?5
... Ja. Ich dachte, dass ich ihren Abgang so bald wie möglich durchführen sollte. (lacht)Wie kamen Sie auf die einzigartige Welt der Serie?
Ich habe das wahrscheinlich schon einmal irgendwo erwähnt, aber mit einer fiktionalen Welt... einer Welt, die nicht hier ist und so sein kann, wie jeder beliebiger Ort, ist das Zeichnen einfacher, da ich einfach zeichnen kann, was auch immer ich will. Um die reale Welt zu zeichnen benötigt man jede Menge Referenzmaterial, nicht wahr? Es ist Mist, wenn man etwas falsch zeichnet. Selbst um ein Auto zu zeichnen, muss man vorher recherchieren, und das ist so lästig, ich hasse es. So habe ich es die ganze Zeit gemacht, und so bekam Dragon Ball schließlich seine eigene spezielle Version der Welt. Obwohl ich sie nicht wirklich erklären kann.
Ein Teil dieser Version der Welt sind die zahlreichen Götter, die in der Serie auftauchen. Die Tatsache, dass sie alle Aliens sind, ist auch besonders.
In Zeiten der Not wende ich mich immer an Gott. (lacht) Götter, Aliens und andere solche unbekannten Wesen erleichtern die Entwicklung der Story. Immerhin können Götter praktisch alles tun. Meine Götter sind unkompliziert und nicht allzu penibel, damit sich Kinder mit ihnen wohl fühlen. Der Grund, warum ich Göttern Begleiter gebe... Na ja, ich glaube, weil wichtige Personen immer Butler brauchen, und, weil die Story mit Gesprächen einfach dargestellt werden kann.6Sie sind also hauptsächlich für Erklärungen da?
Ja, zum Beispiel gab ich Kibito zwar ein ernstes Gesicht, aber dann stellte sich heraus, dass er wirklich niemand besonderes ist. So ziemlich jeder meiner stark aussehenden Typen stellt sich als schwach heraus. Ich denke, ich mag es, Erwartungen umzudrehen.
Ihre Geschichten spielen häufig draußen, auf dem Land. Mögen Sie ländliche Gegenden?
Wie ich schon sagte, habe ich diese super-starken Typen. Aber, wenn diese in der Großstadt leben würden, wären sie das Gesprächsthema Nr. 1 der Stadt. Deswegen verlagere ich sie raus auf das Land. Wer weiß schon, was da draußen in der Provinz auf einen wartet, nicht wahr? Meine Frau sagte immer, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn tief in den Bergen Chinas Typen leben würden, die ein wenig über dem Boden schweben könnten. Es geht um den Gedanken, dass mysteriöse Weise irgendwo da draußen im Verborgenen leben.
Also mögen Sie ländliche Gegenden nicht besonders?
Nein, ich mag ländliche Gegenden als solches zwar nicht, aber noch weniger gefällt es mir jede Menge Gebäude und Häuser zu zeichnen. Aber es wäre eintönig, wenn es immer das gleiche wäre, also versuche ich gelegentlich die Leute zu täuschen indem ich in die Großstadt ausweiche. Beim Kreieren der Umgebungen zeichne ich Städte so selten, wie es mir die Story erlaubt. (lacht)
Also sind Sie nicht wählerisch.
Sie sind hauptsächlich schwierig zu zeichnen. Es ist nicht so, dass ich Städte an sich hasse. Ich denke sogar, dass es für mich besser gewesen wäre nach Tokio zu ziehen. Früher wollte ich nie nach Tokio gehen, aber mit dem Alter finde ich die Stadt jetzt sehr bequem.
Sie sind dafür bekannt viele Horizonte in ihren Hintergründen zu zeichnen.
Ja, ich denke, dass ich Horizonte tatsächlich mag. Als Kind war um mich herum nichts außer Felder, also war das einzige, was es zu sehen gab, der Horizont... Er hat etwas, das mir gefällt. Heutzutage wurden viele neue Häuser gebaut, also ist es nur noch halb auf dem Land... Es ist besser, wenn das Land das Land, und die Stadt die Stadt ist.
Etwas, das weniger mit der Hauptgeschichte zu tun hat: Wieso zeichnen Sie so viele Drachen und Maschinen auf Titelseiten und anderen Illustrationen?
Mir gefällt es Drachen zu zeichnen. Jeder kennt sie, aber sie sind nicht echt, also gibt es keine festen Regeln dafür, wie sie auszusehen haben. Es gibt westliche und östliche, viele verschiedene Typen, also gibt es keine richtige oder falsche Art sie zu zeichnen, und man kann machen, was immer einem gefällt. Wenn man Dragon Quest7 mit einbezieht habe ich wirklich wahnsinnig viele Drachen gezeichnet. (lacht)
Wie war es bei Shenlong in Dragon Ball?
Shenlong basiert auf einem östlichen Drachen, aber er wäre wahrscheinlich noch komplexer geworden, wenn ich einfach einen unveränderten östlichen Drachen gezeichnet hätte. Sie haben Fell und einiges mehr. Ich denke, dass sie sich schon ziemlich unterscheiden. Das jede Woche zu zeichnen wäre aber hart gewesen, also machte ich Shenlong zu einer Kombination japanischer und westlicher Stile. Bei dem Shenlong des Planeten Namek (Porunga) dachte ich, dass dieser, da er der ursprüngliche ist, noch unglaublicher aussehen müsste... Ich wollte, dass er auf einer ganz anderen Stufe steht.
Sie zeichnen auf Titelseiten und in der Geschichte selbst Unmengen sehr unverwechselbarer Maschinen.
Es gefällt mir, Maschinen zu designen. Ich genieße es, sie mir auszudenken und sie zu zeichnen, aber es fühlt sich fast wie eine Art Realitätsflucht an. (lacht) Damals zeichnete ich ausschließlich runde Designs, also könnte man annehmen, dass mir diese gefallen würden, aber das stimmt nicht. Zu dieser Zeit waren Autos sehr eckig, also zeichnete ich runde. Heutzutage werden Autos unter Beachtung des Luftwiderstands designt und man sieht viele stromlinienförmige Modelle, also denke ich, dass ich jetzt häufiger eckige zeichne. Ich mag es einfach das Gegenteil von dem zu tun, was gerade im Trend liegt.
Viele Quellen besagen, dass Dragon Balls Ursprünge in Kung-Fu-Filmen liegen.
Um genau zu sein liegen die Ursprünge in diesem One-Shot namens Dragon Boy8, den ich zeichnete bevor Dragon Ball in Serie ging. Ich war dumm genug vor meinem Redakteur Torishima-san zu erwähnen, dass ich mir immer Jackie Chans Drunken Master und ähnliches ansehe, also sagte er mir: "Wenn es dir so sehr gefällt, solltest du so etwas zeichnen." (lacht) Gefallen an etwas zu finden und etwas zeichnen zu wollen sind aber zwei vollkommen unterschiedliche Dinge, also wollte ich das nicht besonders.
Es gab aber positive Reaktionen auf diesen One-Shot, und so führte er zu Dragon Ball. Es wurde aber zu einer Abenteuergeschichte, und drehte sich nicht um Kämpfe wie in einem Kung-Fu-Film...
Mir gefielen Abenteuer besser, aber offenbar wollten die Leute zu dieser Zeit einfach keinen Abenteuerreise-Manga. Die Umgebung wechselt mit jedem Kapitel. Ich wollte ihn zuerst ein Jahr lang fortsetzen, aber er war nicht sonderlich beliebt.
Danach wechselte der Fokus der Serie durch das Tenkaichi Budōkai mehr in Richtung Kämpfe.
Er wurde immer unbeliebter. Torishima-san bereitete mir wirklich Stress, indem er Dinge wie "Niemandem gefällt er!" und andere gemeine Sachen sagte. (lacht) Von Beginn an dachte ich, dass er, da er ja ein Shōnen-Manga war, besser ankommen würde, wenn ich Kämpfe zeichnen würde, aber da ich pervers bin blieb ich bei Die Reise nach Westen.9 Er meckerte aber wirklich immer weiter.
Also wechselten Sie mehr in Richtung Kämpfe.
Na ja, ich hatte es satt, wie er immer wieder zu jeder Zeit über die Beliebtheitsumfragen sprach. (lacht) Obwohl ich es widerwillig tat, nahm die Beliebtheit tatsächlich ungefähr zu der Zeit des Tenkaichi Budōkai zu... und trotz meiner Abneigung fühlte es sich ziemlich gut an. (lacht)
Danach kehrten Sie mit der Red-Ribbon-Armee wieder zu dem Abenteuer-Format zurück.
Ich versuchte dagegen anzukämpfen. (lacht) Ich ließ Arale-chan auftauchen und machte es komödiantisch, und es fühlte sich wie ein Konflikt an. Aber am Ende konnte ich nicht einmal mich selbst zufrieden stellen, also entschied ich in den sauren Apfel zu beißen und das Kämpfen in den Vordergrund zu stellen. Als diese Entscheidung getroffen war, fühlte ich mich viel besser.
Hatten Sie zu Beginn irgendetwas für das letzte Kapitel geplant?
Nein, hatte ich nicht. Wenn du das Ende einmal festgesetzt hast, dann beeinflusst dich das, sodass du die Richtung nicht mehr ändern kannst, egal was passiert. Ich dachte immer, dass es am besten ist, das Ende als noch nicht beschlossene Sache zu belassen. Ich nehme an, dass das von meinen alten Comedy-Manga-Gewohnheiten kommt, da du bei Comedy-Manga nicht ausarbeiten musst, was später einmal sein wird. Ich dachte einfach, dass es Spaß machen würde, es wie Die Reise nach Westen mit ständig wechselnden Umgebungen, verschiedensten Gegnern, usw. zu machen. Die Charaktere kämpfen, werden stärker, und die Geschichte geht weiter, so in der Art.
Dachten Sie also beim Zeichnen von Piccolo Daimaō an Ideen für die Freeza-Saga oder Ähnliches?
Daran dachte ich überhaupt nicht. Ich hatte alleine mit Piccolo Daimaō schon genug zu tun. Ich denke, dass ich wahrscheinlich während Ma Junior zum ersten Mal anfing an die Freeza-Saga zu denken. Die Serie war in den Umfragen oben, also ahnte ich wahrscheinlich, dass ich sie nicht bald beenden könnte.
Ein starker Gegner nach dem anderen tauchte auf. Hatten Sie eine Vorstellung von zukünftigen Story-Entwicklungen?
Mir war klar, dass ich keine andere Wahl hatte, als mich auf Kämpfe zu konzentrieren, aber das heißt nicht, dass ich daran dachte, wie sich die Story als nächstes entwickeln würde... Obwohl ich derjenige war der sie zeichnete, gab es immer noch Momente in denen ich dachte: "Wow, Vegeta schließt sich ihnen an!" Piccolo überraschte mich auch.
Obwohl Sie sagen, dass Sie nicht daran dachten, was als nächstes passierte, waren Sie trotzdem gut darin, kleinste Vorausdeutungen miteinander zu verbinden. Wie beispielsweise bei den Ursprüngen der künstlichen Menschen, oder der Enthüllung, dass Gokus Schwanz ein Saiyajin-Merkmal ist.
Irgendwie gefiel es mir, zu erzwingen, dass alles zusammenpasst, da es dadurch so aussah, als hätte ich alles genauestens durchdacht. (lacht) Ich plane Sachen nicht von Beginn an. Stattdessen sage ich im Grunde, wenn ich darüber nachdenke, wie ich die Story zusammenpassend machen kann, einfach: "Hey, ich wette ich kann dieses Element benutzen." Auch bei Charakteren: "Hey, der Typ ist noch am Leben... vielleicht kann ich ihn benutzen." Deswegen wirkt es am Ende so, als hätte ich unglaublich lang über die Story im Voraus nachgedacht.
Die verschiedenen Redakteure, die im Verlauf der Serie mit Ihnen arbeiteten, sagten auch, dass Sie genial darin wären, Dinge zusammenpassend zu machen.
Das ist die einzige Disziplin in der ich Selbstvertrauen habe. Wenn ich das nicht hinbekomme, passen die Dinge nicht zusammen und alle merken, dass ich sie mir immer nur zurechtgelegt habe. (lacht)
Die Darstellung der Kämpfe eskalierte immer weiter, oder? Ihre Größe nahm immer weiter zu und sie entwickelten sich in die Art von Kämpfen, die die Leute typischerweise mit Dragon Ball verbinden.
Ich denke, dass sie das machen mussten, wenn sie eskalieren sollten. Als die Gegner immer stärker wurden, reichte es nicht mehr Nyoibō einzusetzten oder mit Kintoun herumzufliegen, also mussten die Charaktere selbst fliegen. Während Tenshinhan erstmals flog, dachte ich: "Hey, das ist ziemlich nützlich." (lacht) Die Tatsache, dass ich daran dachte Ki im Manga visuell darzustellen, machte die Dinge einfacher. Wie bei dem Kamehameha und Ähnlichem.
Veränderte sich Ihre Vorstellung einer coolen Szene, als die Kämpfe immer auffälliger wurden?
Ich denke, dass ich ganz am Anfang noch von den Bewegungen aus Kung-Fu-Filmen beeinflusst war... Ich achtete auf Dinge wie Stille, Bewegung und Raum.
Wie fühlten Sie sich, als Sie die letzten Momente der Serie zeichneten?
Der Handlungsbogen der künstlichen Menschen und Cell war ziemlich hart... Ich denke, man könnte sagen, dass ich bei Freeza alles gegeben hatte, was ich konnte, also war ich ausgebrannt und dachte, dass ich keinen besseren Kampf als diesen bieten könnte. Ich dachte: "Muss ich wirklich weitermachen?" Selbst als Cell zu Ende war, fühlte es sich nicht so an, als ob es aufhören könnte. Also sagte ich, bevor die Buu-Saga startete: "Wenn diese nächste Sache vorbei ist, will ich es auf jeden Fall beenden." Ich dachte, dass stärkere Typen auftauchen oder Goku noch stärker wird, als er ohnehin schon war, Dinge der Unmöglichkeit wären. Deswegen begann ich die Buu-Saga mit dem Gedanken: "Das ist das Ende, also werde ich zeichnen, was auch immer ich will!" Dumme Witze haben mir immer schon gefallen, also gestaltete ich es komödiantisch, mit dem Great Saiyaman, Gotenks und Ähnlichem. Ich dachte mir das Ende erst kurz vor dem letzten Kapitel aus. Ich brauchte etwas, das aussagt, dass dies tatsächlich das Ende ist, also sprang ich zehn Jahre in die Zukunft... Ich rechnete aber nicht mit einer Fortsetzung der Serie in Anime-Form10, also war [diese Ausgangssituation] sicher hart für alle Mitarbeiter der Anime-Firma. (lacht)
Als die Kanzenban vor einigen Jahren herauskamen, verlängerte ich das Ende ein wenig.11 Ich dachte, dass es irgendwie nicht zusammenpasste. Ich wollte noch klarer machen, dass Gokus Kämpfe vorbei waren, und, dass eine neue Generation übernehmen würde.
Und jetzt sind 30 Jahre seitdem die Serie begann vergangen... Wie denken Sie an sie zurück?
Ich versuche Grundsätzlich Dinge zu vergessen, wenn sie vorbei sind. Wenn ich mich auf das Neue konzentriere ohne das Alte loszulassen, wird meine Hirnkapazität überlastet. Ich habe immer noch nicht verarbeitet, dass ich einmal in einem Gespräch mit Eiichiro Oda-kun fragte: "Wer zum Teufel ist Tao Pai-Pai?"12 (lacht) Die Tatsache, dass es immer noch Leute gibt, die die Serie nach all den Jahren lesen... Alles, was ich sagen kann, ist: "Danke." Wirklich, das ist alles.
2 Akira Toriyamas erster Redakteur bei dem Verlag Shueisha war Kazuhiko Torishima, der sein Talent für Jump entdeckte und für die ganze Dauer von Dr. Slump sein Redakteur war. Torishima war dann auch vom Beginn von Dragon Ball an bis zum Ende des 23. Tenkaichi Budōkai sein Redakteur.
3 Im Daizenshū 4 nannte Toriyama Cells zweite Form als einen seiner persönlichen Favoriten.
4 Dies wurde auch in einem Gespräch zwischen Toriyama, Torishima und Yū Kondō (Toriyamas zweiter Redakteur, der ab der Saiyajin-Saga übernahm und die Position bis Cell seine perfekte Form erreichte ausübte) aus der zweiten Ausgabe der »Shenlong Nachrichten« aus dem Daizenshū 2 erwähnt.
5 Zwischen dem Panel, in dem Freeza die Transformation zu seiner dritten Form beginnt, bis Freeza zu seiner nächsten Form übergeht, vergehen weniger als 40 Seiten (in denen natürlich auch viele andere Charaktere interagieren).
6 In dem "Akira Toriyama Spezial-Interview" aus der Maiausgabe der V-Jump des Jahres 2013 erklärt Toriyama, dass er durch die paarweise Vorstellung von Charakteren "die Charaktere und ihre Beziehung zueinander anhand ihrer Interaktionen beschreiben" kann.
7 Toriyama steuert zu der Dragon Quest-Videospielserie, seit diese im Jahr 1986 startete, Character-Designs bei.
8 Die zwei Kapitel von Dragon Boy wurden erstmals 1983 in der Fresh Jump veröffentlicht. Seit August 2014 sind diese auch in deutscher Sprache erhältlich.
9 Die Reise nach Westen, einer der "vier klassischen Romane Chinas".
10 Toei Animation setzte die Story von 1995 bis 1997 mit der Dragon Ball GT-Anime-TV-Serie fort. Toriyama lieferte für diese anfangs Character-Designs und überprüfte die Story, für den Großteil der Serie war allerdings Toei Animation verantwortlich.
11 Für die Kanzenban-Version des Dragon Ball-Mangas, die von 2002 bis 2004 in Japan veröffentlicht wurde, zeichnete Toriyama ein erweitertes Ende der Serie.
12 Er spricht hier eine Diskussion zwischen Akira Toriyama und Eiichiro Oda (dem Autor des One Piece-Mangas) aus dem ersten One Piece Color Walk-Artbook von 2001 an.
Quelle: kanzenshuu.com
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