Interview mit Akira Toriyama aus »Dragon Ball Super«-Band 8

Beitrag von Matt @Matt@m.bratpfannenberg.com

Am 4. Dezember 2018 erschien in Japan der achte Dragon Ball Super-Sammelband, der Kapitel 37 bis 40 der monatlichen V-Jump-Mangaserie in einem Buch zusammenfasst. Der Band enthält außerdem ein Interview mit dem Dragon Ball-Originalautor Akira Toriyama, bei dem ihm die Fragen dieses Mal von dem Dragon Ball Super-Mangaka Toyotarō gestellt werden:

Cover von Dragon Ball Super-Band 8
Toyotarō:
Was ist beim Schreiben einer Geschichte am wichtigsten?

Toriyama:
Im Verlauf der Geschichte ist es vermutlich am wichtigsten, dass die Story-Entwicklungen für den Leser interessant bleiben. Dann sollte man auch darauf achten, die Geschichte sich so entfalten zu lassen, dass sie immer das Gefühl vermittelt, dass gleich etwas aufregendes passieren wird. Ebenso ist es wahrscheinlich am besten, neue Elemente in die Geschichte einzubauen, es aber gleichzeitig einfach und leicht verständlich zu halten.

Toyotarō:
Wie erdenken Sie sich Character-Designs und die Namen der Charaktere?

Toriyama:
Zuerst denke ich mir die Form aus. Natürlich ist es das Ziel, Charaktere zu erschaffen, die zu der Geschichte passen, aber trotzdem versuche ich gleichzeitig auch ihre Designs so überraschend wir möglich zu gestalten. Nehmen wir Freeza als Beispiel: Anstatt das Klischee "groß=stark" zu benutzen, habe ich ihn klein gemacht. Ebenfalls scheint es erst so, als würde sein Design mit jeder Transformation immer verrückter werden, und trotzdem ist seine finale Form dann sehr einfach gehalten. Derartig überraschend. Die Namen wähle ich nach ihrem Klang und den Bildern, die sie vor dem geistigen Auge erzeugen, aus. Aber selbst dabei versuche ich überraschend zu sein. Ich gebe häufig Charakteren, wie beispielsweise "Piccolo", bewusst Namen, die nicht zu ihrem Aussehen passen. Mit stark steigender Charakteranzahl wird es außerdem sehr schwierig, jedem einzelnen einen Namen zu geben, also denke ich mir ein übergeordnetes Thema aus nach dem ich sie dann benenne. Wie bei der Freeza-Armee, in der jeder nach etwas benannt ist, das man in den Kühlschrank bzw. "Freezer" legen würde.1 Diese Methode benutze ich häufig für Namen, da sie es einfacher macht.

Toyotarō:
Können Sie mir verraten, welche Motivationen hinter dem Entstehungsprozess der Charaktere von Dragon Ball Super: Broli stecken?

Toriyama:
Broli entstand vor langer, langer Zeit als Charakter einer ursprünglich vom Animeunternhemen stammenden Geschichten.2 Damals war ich so damit beschäftigt, den Manga jede Woche herauszubringen, dass ich gar nicht wusste, worum es in dieser Geschichte ging. Sie verrieten mir nur das Konzept des Charakters aus dem ich diesen dann designte. Um ehrlich zu sein hatte ich sogar vergessen, dass dieses Design von mir stammt.3 Anscheinend ist Broli ein ziemlich beliebter Charakter, also habe ich für diesen neuen Film dem alten Design neuen Schwung verliehen und bin dem Original gleichzeitig so treu geblieben, wie ich konnte.

Cheely und Lemo sind zwar Soldaten aus Freezas Armee, aber trotzdem keine Kämpfer. Bei Dragon Ball ist fast jeder ein Kämpfer, was mich manchmal etwas langweilt. Ich mag es, diese Nicht-Kämpfer-Charaktere hin und wieder ins Rampenlicht zu stellen. Deswegen lasse ich diese beiden eine wichtige Rolle spielen. Es hat Spaß gemacht, sich ihre Geschichten und Designs auszudenken, und ich habe viel Aufwand hineingesteckt. Bei Cheely ist mir plötzlich aufgefallen, dass ich schon länger keine hübsche Mädchen-Charakterin mehr gezeichnet habe, also versuchte ich mich dabei zum ersten Mal seit langem daran, meine Idee eines hübschen Mädchens zu zeichnen (^^).

Lemo ist ein alter Soldat. Um ehrlich zu sein, mag ich diese schrumpeligen Charaktere am liebsten. Ich habe ihm auch dieses etwas klischeehafte Alien-Design verpasst, das mir so gut gefällt. Bei ihm ist es schwierig, die Balance seines Designs zu verstehen, also könnte es den Animatoren schwer fallen, ihn zu zeichnen. Beerus scheint auch schwierig zu zeichnen zu sein, also fühle ich mich als Designer ein wenig schuldig.4

Toyotarō:
Vielen Dank, Toriyama-sensei!
1 In vorherigen Interviews wurde bereits veraten, dass sich in diesem "Kühlschrank" Elemente befinden, die unter Freeza stehen. Z. B. das Ginyu-Sonderkommando (Milchprodukte), Saiyajin (Gemüse), usw.
2 Broli tauchte erstmals im achten Dragon Ball Z-Kinofilm (“Dragon Ball Z: Glühe!! Heißer Kampf. Verherender Kampf. Super-heftiger Kampf”), der seine Premiere im März 1993 feierte, auf. Danach kehrte er auch als Bösewicht des zehnten und elften Films zurück.
3 Toriyama entwarf zwar Brolis Character-Design, der zugrundeliegende Charakter und das Drehbuch des Films von 1993 wurden allerdings von Takao Koyama geschrieben. Toriyama gab bereits in der Vergangenheit zu, vergessen zu haben, Brolis Design gezeichnet zu haben.
4 Toyotarō erwähnte in Dragon Ball Super-Band 2, dass Charaktere, die erst nach dem Ende der originalen Mangaserie entstanden sind, wie beispielsweise Beerus und Whis, schwieriger zu zeichnen seien, da es für diese keine Originalseiten von Akira Toriyama als Vorlage gebe.





Quelle: kanzenshuu.com

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