Neues "Super Interview" mit Akira Toriyama aus dem Chōgashū

Beitrag von Matt @Matt@m.bratpfannenberg.com

Das letzte Woche in Japan erschienene Dragon Ball-Artbook Chōgashū ("Super-Illustrationen-Sammlung") enthält ein neues Interview mit Akira Toriyama. Kanzenshuu.com hat dieses "Super Interview" freundlicherweise in die englische Sprache übersetzt, wodurch ich es wiederum ins Deutsche übertragen konnte.

Hier das Interview aus dem Chōgashū-Artbook:
Als der Manga 1984 begann in Serie zu gehen,  gab es da etwas, an das Sie mit der Vorstellung "So werde ich das zeichnen" herangegangen sind? Beim Zeichnen von Charakteren wie dem jungen Goku und Bulma?
Dr. Slump war ein (gewollt) stylisher Gag-Manga, also waren mir zu der Zeit die Zeichnungen besonders wichtig, aber der Dragon Ball-Manga ist ein Action-Manga. Das wichtigste ist das Gefühl für die Geschwindigkeit, also wollte ich wirklich keine zu aufwendigen Illustrationen zeichnen. So sehr, dass man sogar sagen könnte, ich hätte mich nicht sonderlich für die Zeichnungen interessiert. Ich denke, besonders in Dinge wie Farbillustrationen, egal, ob sie gut oder schlecht waren, habe ich mehr Arbeitsstunden bei Dr. Slump investiert. Ich habe sogar den Hauptcharakter, Goku, bewusst einfach mit Dingen wie einem simplen Stil der Augen wie bei einem unwichtigen Charakter gestaltet und dachte, dass ich alles in seine Dialoge und Bewegungen stecken würde. (Aber im Gegensatz zu meiner Ernsthaftigkeit, war das am Anfang überhaupt nicht erfolgreich ... ) Aus diesem Grund bat ich sogar meinen Redakteur Kazuhiko Torishima-san um Dinge, wie: "Lass mich für diesen Manga so wenig Farbvorlagen wie möglich zeichnen."

Sogar heute macht es keinen großen Spaß mit Dragon Ball als Motiv Illustrationen zu zeichnen, aber ich denke, dass ich dadurch wahrscheinlich wirklich locker werden und mich auf den Aufbau der Geschichte und auf die Action konzentrieren konnte.

Ab 1987 wuchs Goku im Original-Manga zu einem jungen Mann heran. Hatte dieser große Wandel der Proportionen des Hauptcharakters einen Einfluss auf die Erstellung von Illustrationen?
Hätte ich Goku dieselben Proportionen wie als Kind gelassen, hätte es immer schwer darstellbare Dinge bei Kämpfen gegeben, also wollte ich ihn enorm wachsen lassen. Es war zu einer Zeit, als sich der Bekanntheitsgrad [von Dragon Ball gerade erst] begann zu stabilisieren, und Manga, in denen sich das Aussehen des Hauptcharakters drastisch verändert, waren selten, und so waren auch Leute wie mein Redakteur dagegen. Aber durch seinen Größenzuwachs konnte ich Illustrationen, wie eine, die ihn auf einem Motorrad sitzend zeigt, zeichnen.

Wie legen Sie die Farbe von Kostümen, wie denen der Hauptcharaktere und dem Kamesen-Schul-Dōgi fest?
Bei den Farben für den Dōgi ist das Motiv natürlich die Farbe der Roben, die von chinesischen Mönchen, wie den Shaolin, getragen werden. Dass daraus im Anime Rot gemacht wurde, war immer etwas mit dem ich ein wenig unzufrieden war.

Der Grund für die vielen Charaktere mit merkwürdigen Farben, wie Piccolo Daimaō, Freeza, Cell, und Majin Buu, ist schlicht, dass die Variierung der Farben es einfacher machte, deren individuelle Unterschiede zu begreifen.

Ab 1994 gibt es viele Werke auf gefärbtem Papier. Wie entstand diese Technik?
Die Technik auf farbigem Papier zu zeichnen ist eine häufige Methode in der Welt des Designs, also ist sie nicht besonders selten. Ich denke, dass ich sie auch schon bei Dr. Slump häufig benutzte.

Die bereits im Papier vorhandene Farbe bringt eine gewisse Einheit der Farbgebung hervor.

Ab 1995 haben Sie auch an dem Anime Dragon Ball GT mitgewirkt. Als Sie Goku, Pan und Trunks der Zukunft1 zeichneten, gab es da irgendetwas, das sie beschlossen, oder beachteten, in Bezug auf die Designs?
Es war gleich nachdem die Manga-Serie geendet hatte, also kann ich mich nicht daran erinnern die Designs für GT mit besonders viel Enthusiasmus gezeichnet zu haben. Ich gab mein Bestes und zeichnete die von mir verlangten Designs, aber die Technik, gefärbtes Papier zu benutzen, bietet vergleichsweise geringe Vorteile für diese Mühen; vielleicht war es einer, es so aussehen zu lassen, als hätte ich es ordentlich koloriert?

Um 1999 herum stiegen Sie allmählich auf digitale Produktionen um. Erzählen Sie uns davon, wann Sie angefangen haben digital zu zeichnen.

Es begann ungefähr am Ende des Dragon Ball-Mangas, als ich ausgerechnet vom Spielzeughersteller Bandai einen, zu dieser Zeit, teuren PC erhielt.2 Ich habe mir von ihnen alles Mögliche, was die Bedienung anging, beibringen lassen. Ich war für dieses Werkzeug unglaublich dankbar, da ich das Zeichnen von Illustrationen langsam satt hatte. Wäre der PC nicht gewesen, hätte ich zu dieser Zeit vielleicht das Interesse am Zeichnen verloren. Immerhin muss ich nicht andauernd Malwerkzeug vorbereiten und auswaschen. Jedenfalls hat Bandai auch jede Menge andere Dinge für mich getan, und so bin ich ihnen wirklich dankbar.

Was für Unterschiede tauchten zwischen dem Zeichnen von Hand und dem digitalen Arbeiten auf?
Nur es digital zu nennen. Ich benutzte ihn hauptsächlich um meine Manuskripte zu kolorieren. Ich zeichne Dinge mit einer Feder, derselben, die ich auch davor hatte, scanne sie ein und koloriere sie mit dem PC — genau so.

Haben sich Dinge, wie die Farbwahl, seit dem Umstieg auf digital geändert? In der Kanzenban-Edition haben Sie bei der Schattierung anscheinend mit Gradienten gearbeitet. In Ihren neuesten Illustrationen hat sich Ihre Art der Schattierung wieder geändert; Ändern Sie sie, je nach dem wo die Werke veröffentlicht werden?
Mir ist nicht speziell aufgefallen, dass sich meine Farbwahl geändert hätte, aber der größte Vorteil von digital ist, dass man [die Farbgebung] wiederholen kann. Am dankbarsten war ich für die Fähigkeit, Farben so lange ändern zu können, bis ich jene hatte, mit denen ich glücklich war, weil es oft der Fall war, dass ich nach dem Colorieren darüber geschockt war, es nicht ganz hinbekommen zu haben. Der Grund für meine etwas schwankende Farbwahl ist, dass ich Farbe von Fall zu Fall, abhängig vom Auftrag, unterschiedlich einsetze.

2001 haben Sie begonnen Neko Majin zu zeichnen. Haben Sie Ihren Zeichenstil bei digitalen Illustrationen und Mangas verändert?
Den Manga Neko Majin habe ich nicht digital gezeichnet. Ich habe ihn auf Manuskript-Papier gezeichnet, auf dieselbe Weise wie zuvor. Bei Neko Majin habe ich nicht meinen üblichen G-Pen3 benutzt, sondern einen Filzstift namens "Pigma", mit dem ich in verschiedensten Breiten zeichnen kann. Ich habe keine Assistenten, also digitalisiere ich danach das fertige Manuskript und erledige das Schwärzen und die Färbung am PC. Linien zeichne ich nur dann digital mit einem Grafik-Tablet, wenn ich an Game-Design-Bildern oder [einzelnen] Illustrationen arbeite. Was Mangas angeht, kann ich mit meinen jetzigen Fähigkeiten immer noch kein Gefühl von Kraft in den Linien hervorbringen, also würde es tatsächlich [digital] länger dauern, aber ich würde es gerne beim nächsten Mal versuchen. Auf diese Weise habe ich über die Zeit schon eine Vielzahl an Techniken ausprobiert, aber mein Zeichenstil ist noch immer nicht festgesetzt. Es fühlt sich wie ständiges Ausprobieren an, aber ich glaube, dass , wenn ich zufrieden werden würde, das "das Ende" meiner Illustrationen bedeuten würde.

2013 haben Sie eine neue Illustration mit den Charakteren für den neuen Film gezeichnet4; Wie hat es sich angefühlt so viele Charaktere nach dieser langen Zeit zu zeichnen?
Wie immer hat es mir nicht gefallen, die Illustration [als solches] zu zeichnen (lacht), aber die Designs der neuen Charaktere zusammen mit den neuen Outfits und Frisuren von allen zu skizzieren, hat Spaß gemacht.
1 Zusammen mit gewissen anderen Elementen hat Toriyama die ersten Character-Designs von Goku, Pan, und Trunks für die TV-exklusive Serie Dragon Ball GT gezeichnet.
2 Toriyama hat in seinem Interview in der Shenlong Times aus der siebenten Daizenshuu-Ausgabe verraten, dass es sich dabei um einen Macintosh gehandelt hat, aber nicht wer ihn ihm beschaffen hatte.
3 Eine Art Metallzeichenfeder, die es erlaubt sehr feine Linien zu zeichnen; wahrscheinlich der selbe “Zebra pen-tip”, den er in dem Son Goku Densetsu-Interview erwähnt. Er ist von hoher Qualität; kann aber Schmutz verursachen, da er in Tinte eingetaucht werden muss, und Toriyama fand natürlich keinen Gefallen an der Vorbereitung und dem nachträglichen Saubermachen.
4 Diese Zeichnung war sowohl im Chōgashū als auch in der Maiausgabe (2013) des V-Jump (als Poster im B2 Format) enthalten.





Quelle: kanzenshuu.com/translations

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